* Einweg-Gedanken
Sprich (nicht) mit mir
mundfreitod | 30. Dezember 08 | Topic 'kommunikativ'
"Früher war alles besser." Mit der Entdeckung der Elektrizität ging dann alles abwärts. Wozu es einst nötig war, den anderen aufzusuchen oder zumindest jemanden persönlich mit den Neuigkeiten zu betrauen, reicht heute eine auf 160 Zeichen limitierte Nachricht.

Statt sich zu unterhalten, telefonieren wir. Statt zu telefonieren, schreiben wir uns SMS. Auch der schöne handschriftliche Brief ist längst zu einer Email mit schlechtem Deutsch, einer automatisch angehängten Signatur und einer 2-zeiligen Werbebotschaft eines beliebigen Anbieters für Email-Dienste verkommen.
Wollen wir das? Oder wollen wir es bloß nicht missen?

Dabei verlieren wir dadurch doch einiges.
Bedeutungsvolles Schweigen oder ein viel sagender Blick sind durchaus kommunikative Mittel, bedeutungsvolles nicht-auf-Email-oder-SMS-Antworten eher weniger und Smileys sind auch nur grenzwertig.
Trotzdem finden sie rege Anwendung. Auf Nachrichten zu antworten ist soweiso uncool (und überhaupt nicht nett), da der moderne Mensch keine Zeit für solche Belanglosigkeiten hat und mehr als drei Zeilen ohne Smiley zeugen auch nur davon, dass der Verfasser dieser ein 'noob' ist. Und zumindest ^^ passt immer:

- war das lustig^^
- alles so verwirrend^^
- ich will nicht mit dir schlafen^^
- morgen lauf ich amok^^

Ein Vorteil hat dieses doppelte Zirkumflex jedoch: Man kann es nicht aussprechen (wie "lol") und ich kenne nur eine Person, die diesen Smiley mit ihrem Gesicht nachbilden kann. Somit ist es einfach, sich vor diesem einem Element der modernen Kommunikation zu schützen: Computer aus - bis dann das Verlangen oder die Verpflichtung online-Tätigkeiten nachzugehen zu groß wird.

In diesem Sinne: ;)

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jean stubenzweig, Mittwoch, 31. Dezember 2008, 05:41
«Eine Stunde pro Woche müsste in der Schule Kindern beigebracht werden, wie man schweigt. In einer anderen Stunde müsste die Fähigkeit gelehrt werden, alleine sein zu können. Das ist nämlich auch merkwürdig, alle wollen immer zusammen sein. Dabei kann Alleinsein doch etwas Wunderbares sein. Leser wissen das natürlich. Ich liebe das Bild des kleinen Mädchens, das völlig versunken unter einem Baum sitzt und ein Buch liest, andererseits kriege ich Panik, wenn ich einen Jungen beobachte, wie er mit glasigen Augen sein Computerspiel traktiert.»

Michael Krügers Worte zur Begrüßung. Und in gespannter Erwartung darauf, wie es hier weitergehen wird ...
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